Alles aus Holz – sogar der Kunststoff
Bis 2030 soll der Getränkekarton in ganz Europa noch nachhaltiger werden. Dazu haben die drei Hersteller und ihre Kartonlieferanten verbindliche Ziele formuliert und sich verpflichtet, überprüfbare Maßnahmen zu ergreifen. Das
erfordert Investitionen und Entwicklungsarbeit – aber auch die Politik ist gefordert.
Auf dem Weg, Verpackungen herzustellen, die aus nachwachsenden Materialen bestehen, vollständig recycelbar sind und im Vergleich zu allen andern Getränkeverpackungen den geringsten CO2-Fußabdruck haben, sind die Hersteller bereits weit gekommen: 2011 kamen die ersten Verschlüsse auf Zuckerrohrbasis auf den Markt. Wenige Jahre später die ersten vollständig pflanzenbasierten Packungen. Als Rohstoff zur Herstellung von Bio-Polymeren setzt man inzwischen zunehmend auf Tall-Öl: Ein Inhaltsstoff des Holzes, der als Nebenprodukt der Zellstoffproduktion anfällt. Durch Destillation, Cracking und Repolymerisation entsteht holzbasiertes, erneuerbares Polyethylen (PE). Es ist chemisch identisch mit PE aus Rohöl, ist genauso recycelbar, verursacht aber deutlich geringere CO2-Emissionen.
Alternative Barrieren
Nicht so einfach ist es, Alternativen für die Aluminiumfolie zu entwickeln. Die 6.000stel Millimeter dünne Folie hat sich als Barriere gegen Licht und Sauerstoff bewährt. Sie garantiert eine lange Haltbarkeit der Produkte und ist recyclingfähig. Auch hier gibt es bereits erste Verpackungen im Markt, die ohne Aluminium auskommen. Das wird aber nicht überall möglich sein. In ihrer Roadmap verpflichtet sich die Branche deshalb, entweder recyceltes Aluminium einzusetzen oder alternative Barrieren aus erneuerbaren oder recycelten Polymeren. Für die Beschaffung soll grundsätzlich gelten: Alle eingesetzten Materialien – Holzfasern, Biopolymere und Aluminium – müssen den international anspruchsvollsten Nachhaltigkeitsstandards genügen.
Seit 2016 sind bereits 100 Prozent der Fasern, die von den Herstellern weltweit eingekauft werden, nach dem Standard des Forest Stewardship Councils (FSC) zertifiziert oder stammen aus kontrollierten Quellen. Zudem sind alle Produktionsstandorte von Tetra Pak, Elopak und SIG Combibloc nach den Kriterien des FSC für einen lückenlosen Produktkettennachweis zertifiziert. Mit den Nachhaltigkeitsstandards der Aluminium Stewardship Initiative (ASI) und dem International Sustainability & Carbon Certification-System (ISCC) stehen auch für Aluminium und Biopolymere Zertifizierungs-Systeme zur Verfügung..
Mehr sammeln, mehr recyceln
Zu den Zielen gehört auch, in ganz Europa mehr Getränkekartons zu sammeln und zu recyceln. Dies setzt voraus, dass es überall geeignete Sammelsysteme gibt. Seit langem fordert die Branche deshalb eine EU-weite Recyclingquote für Getränkekartons, wie es sie in Deutschland bereits gibt. Eine gesetzliche Regelung würde helfen, die Recyclingquoten in ganz Europa zu steigern und Investitionen in Recyclingkapazitäten anzustoßen. Derzeit gibt es europaweit etwa 20 Papierfabriken, die den Faseranteil von Getränkekartons verwerten. Dazu kommen, neben der Palurec GmbH in Köln, drei weitere Anlagen in Italien, Tschechien und den Niederlanden, die den Kunststoff-Aluminiumanteil verwerten.
Mehr CO2 einsparen
Alle Getränkekartonhersteller und ihre Kartonlieferanten sind Teil der Science Based Target Initiative (SBTI). Diese unterstützt Unternehmen darin, überprüfbare Ziele und Maßnahmen zu definieren, die dazu beitragen, die Klimaerwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Die Unternehmen verpflichten sich, ihre Möglichkeiten zur Erreichung der CO2-Reduktionsziele durch Investitionen und Innovationen auszuschöpfen. Nur der nicht vermeidbare Rest wird durch Emissions-Zertifikate ausgeglichen. Ziel ist die Dekarbonisierung der gesamten Wertschöpfungskette.
Mehr zur Roadmap 2030 finden Sie auch auf der Webseite des europäischen Getränkekarton-Verbandes ACE, der Alliance for Beverage Cartons and the Environment.