Recycling von Getränkekartons: So funktioniert’s
Leere Getränkekartons sind kein Müll. Sie bestehen aus wertvollen Rohstoffen die recycelt werden können. Voraussetzung dafür ist, dass möglichst viele Getränkekartons gesammelt werden.
Sammlung und Sortierung
Getränkekartons gehören in die gelben Wertstofftonnen und Säcke. Am besten zusammengefaltet und mit aufgeschraubtem Verschluss. Anschließend gelangen sie in die Sortieranlagen, wo sie von anderen Verpackungen getrennt werden.
Sammeln mit System
Den rechtlichen Rahmen für die Sammlung und Verwertung gibt das Verpackungsgesetz vor. Danach müssen Getränkekartons eine Recyclingquote von 75 Prozent erreichen – ab 2022 sogar 80 Prozent. Organisiert wird die Sammlung von den sogenannten „dualen Systemen“. Davon gibt es inzwischen über zehn Unternehmen, die im Wettbewerb stehen.
Alle Unternehmen nutzen die gleichen Sammelbehälter. In der Regel werden außer Containern für Glas und Papier zusätzliche Wertstofftonnen aufgestellt, in denen Getränkekartons, Kunststoff-, Aluminium- und Weißblechverpackungen erfasst werden.
Automatische Sortierung
Handarbeit ist in den heutigen Sortieranlagen die Ausnahme. Getränkekartons werden vollautomatisch sortiert. Das funktioniert mit Infrarot-Strahlen: Ein über dem Sortierband angebrachter Scanner analysiert das von den Packungen reflektierte Licht.
Ein Computer berechnet die Position der Verpackung auf dem Förderband und den genauen Zeitpunkt, wann sie das Ende des Bandes erreicht. Dort befindet sich eine Leiste mit computergesteuerten Druckluftdüsen. Ein kurzer Luftstoß und schon landet das identifizierte Objekt im richtigen Schacht. Danach geht es in die Ballenpresse.
Nachweispflicht: Vertrauen ist gut, …
… Kontrolle ist besser. Mit so genannten „Wiegescheinen“ kann der Weg der Verpackungen lückenlos dokumentiert werden. Das erste Mal wird die Ladung gewogen, wenn sie die Sortieranlage verlässt, das zweite Mal bei Ankunft im Verwertungsbetrieb.
Kopien dieser Wiegescheine gehen an die Dualen Systeme, die gegenüber den Landesumweltministerien am Ende des Jahres im Mengenstromnachweis die Verwertungsmengen belegen müssen. Darüber hinaus werden Sortier- und Verwertungsanlagen regelmäßig vor Ort kontrolliert und zertifiziert.
Recycling
Getränkekartons zu recyceln, ist technisch nicht viel aufwendiger als das Recycling von Zeitungen oder Wellpappe. Gebraucht wird dazu lediglich ein sogenannter „Pulper“, der in fast jeder Papierfabrik, die Altpapier einsetzt, zu finden ist. Es handelt sich dabei um einen großen Bottich mit einem Rührwerk: die Kartons werden dort hineingegeben, Wasser dazugegeben und anschließend so lange gerührt, bis sich die Fasern von den Folien ablösen. Das dauert beim Getränkekarton etwas länger als bei unbeschichteten Papieren.
Heute haben sich allerdings Auflösetrommeln durchgesetzt. Während mit einem konventionellen Pulper ca. 70 Tonnen am Tag verarbeitet werden können, schafft die Trommel über 200 Tonnen.
Die Auflösetrommel: Waschmaschine in XXL
Herzstück der Recyclinganlage ist ein je nach Bauart etwa 30 Meter langer, rotierender Metallzylinder mit einem Durchmesser von ca. drei Metern. Wie in einer Waschmaschine werden die zuvor geschredderten Getränkekartons unter Zugabe von Wasser „geschleudert“. Auf der Innenseite der Trommel befinden sich „Schaufeln“, die das Material nach oben transportieren, von wo es wieder herunterfällt und zunehmend zerfasert. Der Papieranteil weicht langsam auf und löst sich von den Folien. Chemikalien werden im gesamten Prozess nicht eingesetzt. Durch kleine Löcher in der Trommelwand wird der Faserbrei abgeschwemmt. Anschließend wird er gereinigt, eingedickt und zur Papiermaschine gepumpt.
Kunststoff- und Alureste werden verwertet
In der Innenseite der Trommel verbleiben die Folienreste. Diese wurden bislang überwiegend in Zementfabriken verwertet. Bei der Zementherstellung braucht man nicht nur die Energie aus dem Kunststoff, sondern auch Aluminiumoxid, um die Abbinde-Eigenschaften des Zements zu verbessern. Die PE-Aluminium-Folien aus der Getränkekartonaufbereitung sind daher sehr willkommen, zumal erheblich geringere Emissionen als beim Einsatz von Steinkohle oder anderen Sekundärbrennstoffen entstehen.
In den letzten 20 Jahren gab es mehrere Anläufe, dieses Gemisch aus Folien, Verschlüssen und Stoffen, die nichts mit dem Getränkekarton zu tun haben und durch Fehlsortierungen in den Prozess getragen werden, stofflich zu verwerten. Nachdem sich verschiedene Anlagenkonzepte in der Praxis nicht langfristig etablieren konnten, haben die deutschen Hersteller von Getränkekartons in eine eigene Recyclinganlage investiert. Die Palurec GmbH hat im Frühjahr 2021 den Betrieb aufgenommen.
Das Palurec-Verfahren
Die Palurec GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, auch in Zeiten niedriger Rohölpreise, marktfähige Rezyklate aus PE-/Aluminium-Reststoffen zu erzeugen. Das Materialgemisch wird mechanisch/physikalisch getrennt. Statt neue Anlagenkomponenten zu entwickeln werden Aggregate eingesetzt, die sich bereits in der Praxis bewährt haben.
In der ersten Ausbaustufe steht eine Kapazität von 18.000 Tonnen zur Verfügung. Alleiniger Gesellschafter der Palurec GmbH ist der Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel e.V. (FKN). Dessen Mitgliedsunternehmen Elopak GmbH, SIG Combibloc GmbH und Tetra Pak GmbH haben rund 8 Millionen Euro in den Bau der Anlage in der Nähe von Köln investiert.
Werfen Sie hier gerne einen Blick in unsere Broschüre zur Palurec, in der auch der Trennprozess deutlich beschrieben wird.
Recyclinganlagen
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Raubling Papier GmbH
In der Papierfabrik in der Nähe von Rosenheim werden bereits seit 1993 gebrauchte Getränkekartons verwertet. Die Raubling Papier GmbH stellt Rohpapiere für hochwertige Wellpappen her.
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Niederauer Mühle GmbH
Mit Unterstützung der Hersteller von Getränkekartons wurde 1999 in Kreuzau (in der Nähe von Düren, NRW) eine Aufbereitungsanlage errichtet. Aus den zurückgewonnenen Fasern stellt die Papierfabrik Niederauer Mühle weiß gedecktes Wellpappen-Rohpapiere her. Das zweilagige Produkt besteht aus einer braunen Seite (aus Getränkekartons) und einer weißen Deckenlage, die bedruckt wird.
Recyclingquote: Rund 75 Prozent
Pro Jahr werden etwa 180.000 Tonnen Getränkekartons für den deutschen Markt produziert. Dies entspricht etwa einer Menge von rund acht Milliarden Packungseinheiten oder einem Pro-Kopf-Aufkommen von rund zwei Kilogramm im Jahr. Seit dem Start des Dualen Systems (1991) wurden über drei Millionen Tonnen Getränkekartons wiederverwertet.
Der jährlich veröffentlichte Bericht des Umweltbundesamtes (UBA) „Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland“ dokumentiert die Entwicklung der Verwertungsquoten seit 1991. Unter „stoffliche Verwertung“ ist die Menge zu verstehen, die einem Recycling in Papierfabriken zugeführt wird. „Verwertung“ umfasst die stoffliche Verwertung zuzüglich der Menge, die der Verbraucher in der Restmülltonne entsorgt und die in Müllverbrennungsanlagen energetisch recycelt wird. Diese betrug im Jahr 2021 (aktuellste Berechnung des UBA) etwa 75 Prozent.
Mehr über Getränkekartons erfahren
Getränkekarton – eine
Verpackung die nachwächst.
Ökobilanz – Der Lebensweg von
Milch- und Saftverpackungen.
Klimaschutz – Warum
Getränkekartons gut fürs Klima
sind.