„Beim PEFC haben die Waldbesitzer das letzte Wort“

Nicht nur die Beteiligungsrechte der Interessengruppen an der Entwicklung der PEFC-Standards sind nach Auffassung des WWF unzureichend. Auch die Kriterien des FSC sind deutlich anspruchsvoller.

Warum unterstützt der WWF den FSC®?

Johannes Zahnen: Weltweit verschwinden nach wie vor riesige Flächen Wald. Mit dieser Entwicklung heizt der Mensch die Klimaerwärmung an und verschärft das Artensterben. Der WWF setzt sich für die Bewahrung der Wälder ein – durch Ausweisung von Schutzgebieten genauso wie durch die Förderung einer naturnahen Waldbewirtschaftung. Wir unterstützen den FSC® weil es der anspruchsvollste Standard für eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung ist. Ökologische, ökonomische und soziale Kriterien, werden von den unterschiedlichen Interessengruppen gemeinsam erarbeitet – aus Sicht des WWF ein transparentes und demokratisches System.

Der PEFC wirft dem WWF in einer Presseerklärung vor, quasi ein „Shareholder“ von FSC® zu sein und die Konkurrenz deshalb zu „verunglimpfen“…

Zahnen: Der WWF ist eine von mehreren Umweltorganisationen, die sich in der Umweltkammer des FSC® engagieren. Neben der Umweltkammer gibt es eine Sozialkammer und die Wirtschaftskammer, jeweils mit gleichem Stimmrecht. Somit ist klar, dass Positionen der verschiedenen Stakeholder nicht ohne Diskussion umgesetzt werden können. Eine einzelne Kammer kann bei Einstimmigkeit in dieser Kammer nicht überstimmt werden. Daraus leitet sich die Notwendigkeit ab, Kompromisse finden zu müssen. Diese bieten nicht immer den maximalen Schutz der Wälder, d.h. nicht immer können die Positionen des WWF vollumfänglich umgesetzt werden. Kompromisse haben aber den Vorteil, dass sie von allen Seiten getragen und damit gelebt werden. Eine gute Voraussetzung um Wald mit all seinen Funktionen langfristig zu erhalten.

Sie sehen also die Interessen der Umweltverbände und anderer Interessengruppen beim PEFC nicht ausreichend berücksichtig?

Zahnen: Ja, beim PEFC haben die Waldbesitzer das letzte Wort. Es sind aber nicht nur die Beteiligungsrechte, die unzureichend sind: Die Kriterien sind beim FSC® deutlich anspruchsvoller. So hat eine Untersuchung von Nepcon ergeben, dass in den meisten Fällen der FSC®-Minimalstandard „FSC® Controlled Wood“ anspruchsvoller war als PEFC-Nationalstandards. Schwächen wurden insbesondere in den Bereichen Waldumwandlung und der Berücksichtigung der Rechte indigener Völker festgestellt. Der WWF sieht seine Aufgabe auch darin, Verbraucher auf solche Unterschiede der verschiedenen Zertifizierungssysteme aufmerksam zu machen.