Dr. Uwe Sayer (FSC®): Das Engagement der Getränkekartonhersteller ist vorbildlich
Dr. Uwe Sayer ist studierter Forstwissenschaftler, Doktor der Ökologie und seit 2002 Geschäftsführer des Forest Stewardship Council (FSC). Im Interview erklärt er, was den FSC so besonders macht. Denn sein Zertifizierungssystem ist als einziges international anerkannt und wird von allen großen Umweltschutzverbänden unterstützt. Was das mit Getränkekartons zu tun hat, lesen Sie hier gerne selbst.
Herr Dr. Sayer, was genau ist der FSC®?
Der FSC® ist eine weltweite Organisation, eine freiwillige nichtstaatliche Organisation. Wir verstehen unsere Arbeit als gemeinnützig. Warum? Weil wir versuchen, mit verschiedenen Instrumenten, eine Balance herzustellen zwischen der wirtschaftlichen Nutzung von Wäldern und den ökologischen und sozialen Belangen, die Wald auch in sich trägt. Das Besondere am FSC® sind auf der einen Seite die anspruchsvollen Standards mit ökologischen und sozialen Anforderungen. Dann als zweites ein hohes Transparenzniveau. Wenn Sie im Internet zertifizierte Betriebe nachschauen wollen, dann finden Sie zu jedem geprüften Betrieb einen Bericht. Das macht uns einzigartig, denn das macht keine andere Zertifizierungsorganisation.
Die Frage bleibt aber: Wo entstehen diese Regeln? Wer entscheidet über die Forstwirtschaft? Und da ist das Besondere am FSC®, dass das hier in so einem Wald nicht der Förster ist, der alleine entscheidet, sondern dass das FSC®-System die Anforderungen hat, der Waldbesitzer muss … oder die Wirtschaftsfraktion muss sich zusammensetzen mit Umweltgruppen und Sozialgruppen, um die beste Lösung in der Balance aus ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Fragen für den Wald zu finden.“
Wie wird die Einhaltung der Standards kontrolliert?
Wie bei den meisten ernsthaften Zertifizierungssystemen findet die Prüfung beim FSC® im Betrieb statt. Ein Auditor aus einem unabhängigen Zertifizierungsunternehmen kommt in den Betrieb, einmal im Jahr, schaut sich die Situation an, überprüft, ob die Standards eingehalten werden, und ermöglicht dann dem Betrieb, wenn er konform arbeitet, Produkte, wie z.B. dieses Holz, mit FSC®-Zeichen zu vermarkten.
Und dieser Vorgang, der findet dann kaskadenartig in jeder Prozessstufe statt: im Sägewerk, im Papierwerk, im Zellstoffwerk, im Möbelwerk bis hin zum Endkundenregal. Jährlich und betriebsbezogen.
Wie beurteilen Sie das Engagement der Hersteller von Getränkekartons?
Ich beurteile das Engagement von den Getränkekartonherstellern in doppelter Hinsicht als vorbildlich und gut. Zum einen, weil die Branche sich sehr früh entschieden hat, sich sehr bewusst und sehr klar für nachhaltig zertifizierte, FSC®-zertifizierte Fasern zu entscheiden und das auch der ganzen Branche zu erklären und öffentlich zu machen. Und zum zweiten fand ich schon immer spektakulär, dass die Branche schon sehr früh ihre gesamte Produktpalette, die Getränkekartons in Europa und weltweit mit FSC®-Kennzeichen versehen haben. Und so auf diese Weise praktisch jeder Haushalt in Deutschland sich dem FSC®-Zeichen kaum entziehen konnte. Also ein, aus meiner Sicht, in doppelter Hinsicht bemerkenswert positiver Beitrag.