UBA veröffentlicht Recyclingquote für Getränkekartons im Jahr 2022
Der Großteil gesammelter und sortierter Getränkekartons wurde 2022 stofflich verwertet, die Recyclingquote aber nicht erfüllt. Der FKN präsentiert die Daten des Umweltbundesamtes (UBA) auf Basis eines Gutachtens der GVM und nennt Gründe für die Zahlen.
Die Recyclingquote für Getränkekartons im Jahr 2022
Nach Veröffentlichung des aktuellen Berichts des Umweltbundesamtes „Aufkommen und Verwertung von Verpackungsabfällen in Deutschland im Jahr 2022“ unterschreiten Getränkekartons die im deutschen VerpackG geforderte Recyclingquote von 80 Prozent. Das bedeutet, dass der Großteil gesammelter und sortierter Getränkekartons über die dualen Systeme stofflich verwertet wurde, aber leider nicht genug, um die für 2022 erneut erhöhte Recyclingquote zu erfüllen. Hierfür gibt es mehrere Gründe:
- Anfang 2022 wurde die gesamte deutsche Wirtschaft durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiepreiskrise stark geschwächt. Insbesondere die Papierindustrie als verlässlicher Recycler und Abnehmer von gebrauchten Getränkekartons litt unter den signifikant angestiegenen Gaspreisen, die sich für die Industrie innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt hatten (laut Statista vom 1.4.21 mit 2,95 Ct/kwh auf 6,76 Ct/kwh zum 1.4.2022).
Die Papierindustrie ist in der Papierherstellung sehr stark auf Gas angewiesen. Gas macht dort über 50 Prozent des gesamten Brennstoffeinsatzes aus. Erschwert wurde diese Situation durch eine stark gesunkene Konsumnachfrage, und verminderte Absatzmöglichkeiten.
- Infolgedessen wurde in vielen Papierfabriken Kurzarbeit angeordnet. Bei einem der größten und langjährigen Recyclingpartner der Getränkekartonindustrie, der Firma Delkeskamp, wurde die Papierherstellung im August 2022 sogar komplett eingestellt. Dieser Ausfall kam für die Industrie überraschend und war nicht abzusehen. Die Folge waren hohe Lagerbestände von gebrauchten Getränkekartons in den Sortieranlagen.
Obwohl diese Entwicklung ebenfalls viele andere Verpackungsfraktionen betraf, hatte dies vor allem für Getränkekartons gravierende Folgen, weil deren Recycling nur für begrenzte Zeit möglich ist. Dies liegt zum einen daran, dass sich der Wertstoffgehalt aufgrund des hohen Papieranteils bei andauernder Lagerung (z. B. durch Witterung) zunehmend verschlechtert und die Materialien zudem aus Hygienegründen schnell wiederverwertet werden müssen.
- Um diesen Herausforderungen schnell zu begegnen, mussten neue zertifizierte Recyclinganlagen akquiriert und alte Partner reaktiviert werden – was kurzfristig nicht im benötigten Umfang möglich war. Infolgedessen war eine erhöhte energetische Verwertung von überlagertem Material im Jahr 2022 unumgänglich.
Gesamtverwertung von Getränkekartons lag bei 99,4 Prozent
Mit dieser erreichen gebrauchte Getränkekartons eine Gesamtverwertung von 99,4 Prozent. Die Anstrengungen des FKN und seiner Tochtergesellschaft ReCarton in Zusammenarbeit mit den dualen Systemen sind darauf ausgerichtet, zeitnah wieder alle in Deutschland anfallenden Getränkekartons im Inland stofflich zu verwerten. Bis dahin wird u. a. die neue Getränkekarton-Aufbereitung von Stora Enso im polnischen Ostrołęka (Kapazität: 50.000 jato) genutzt. Weitere Projekte zum Kartonrecycling mit Jahreskapazitäten von rund 100.000 jato sind angestoßen.
Seit 2022 gilt laut §16 Verpackungsgesetz eine Verwertungsvorgabe von 80 Prozent. Bis 2021 war eine Recyclingquote von 75 Prozent vorgegeben.