Recyclingwirtschaft unter Druck: Warum die Insolvenz von saperatec ein Weckruf ist

Die Insolvenz der saperatec GmbH zeigt exemplarisch, wie technologische Spitzenlösungen im Recyclingbereich durch ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen gefährdet werden. Trotz einer innovativen und validierten Technologie zum Recycling von Mehrschichtverbundmaterialien musste das Unternehmen aufgrund geringer Nachfrage, hoher Kosten und billigem Importmaterial Insolvenz anmelden. Der Fall verdeutlicht strukturelle Schwächen im europäischen Recyclingmarkt und unterstreicht die Notwendigkeit politischer Maßnahmen zur Schaffung fairer Marktbedingungen. Nur unter stabilen wirtschaftlichen Voraussetzungen können technologische Innovationen zur Kreislaufwirtschaft und zum Klimaschutz beitragen.

Die jüngste Insolvenz der saperatec GmbH sendet ein deutliches Signal: Selbst technologische Spitzenlösungen im Bereich des Recyclings geraten ins Wanken, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht mitspielen. Wie kürzlich bekannt wurde, hat das in Sachsen-Anhalt ansässige Unternehmen beim Amtsgericht Stendal Insolvenzantrag gestellt. Nicht wegen technischer Mängel, nicht wegen fehlender Marktreife – sondern wegen anhaltend schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen in der europäischen Recyclingbranche.

Ein technologischer Vorreiter auf dem Markt

saperatec hatte sich auf das Recycling von Mehrschichtverbundmaterialien spezialisiert, wie sie unter anderem in Getränkekartons verwendet werden. Mit einem innovativen Delaminations-Verfahren war es dem Unternehmen möglich, die nach der Ablösung der Papierfasern verbliebenen Kunststoff und Aluminiumfolien – sowie die Verschlusskappen sortenrein zu trennen und als hochwertige Sekundärrohstoffe zurückzugewinnen. Die Technologie gilt als Vorreiter im mechanischen Recycling und wurde durch Fachleute validiert.

Wirtschaftliche Realität überrollt technische Innovation

„Die Technologie funktioniert – das wurde auch von Kunden immer wieder bestätigt. Ressourcen- und Klimaschutz sind für uns zentrale Ziele. Umso mehr bedauere ich die aktuelle Entwicklung“, so Martin Schröder, Geschäftsführer des Fachverbands Getränkekarton e.V. (FKN).

Der Grund für die Zahlungsunfähigkeit liegt nicht in der Technik, sondern im Marktumfeld: niedrige Nachfrage nach Rezyklaten, hohe Energiepreise, steigende Betriebskosten und gleichzeitig der Import billiger Kunststoffprodukte aus dem Ausland setzen Recyclingunternehmen in Europa zunehmend unter Druck.

Strukturelle Probleme brauchen politische Antworten

Für den FKN ist klar: Die Insolvenz von saperatec ist kein Einzelfall, sondern Ausdruck eines systemischen Problems. Martin Schröder fordert ein Umdenken: „Die Politik muss endlich dafür sorgen, dass es einen gut funktionierenden Binnenmarkt für Abfälle und Recyclingrohstoffe gibt.“ Nur wenn sich Recycling auch wirtschaftlich lohnt, kann die europäische Verpackungsverordnung (PPWR) ihr Potenzial entfalten – und nur dann können innovative Unternehmen wie saperatec dauerhaft bestehen.

Fazit: Innovationskraft braucht stabile Rahmenbedingungen

Der Fall saperatec zeigt, dass technischer Fortschritt allein nicht ausreicht. Es braucht funktionierende Märkte, faire Wettbewerbsbedingungen und politische Unterstützung, damit Innovationen auch in der Realität Bestand haben können. Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist das essenziell – nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern für die Rohstoffsicherung und den Klimaschutz insgesamt.