Massenbilanzverfahren: Bessere Klimabilanz mit CO2-armem Kunststoff

Das Massenbilanzverfahren bei der Herstellung von Kunststoffen ist umstritten. Zertifiziert nachhaltig gewonnene Rohstoffe auf Basis von nachwachsendem oder recyceltem Material werden dabei mit fossilen Rohstoffen gemischt. Das Resultat gilt dennoch als ökologisch – dabei ist nicht garantiert, ob es wirklich zu 100 Prozent aus pflanzlichem Material besteht. „Eine Mogelpackung“, rufen Kritiker, aber das stimmt so nicht.

Kunststoffherstellung

Massenbilanzverfahren gibt es in verschiedenen Bereichen schon seit Jahren. Das bekannteste Beispiel: Ökostrom. Der gilt als sauber, frei von fossiler Energiegewinnung und hilft im Kampf gegen den Klimawandel. Nur die wenigsten, die mit gutem Gewissen Ökostrom nutzen, wissen: Der Ökostrom aus der Steckdose kann auch aus verstromter Kohle oder einem Atomkraftwerk stammen.

Warum Ökostrom öko ist – auch wenn er nicht 100 % grün ist

Noch immer ist grüner Strom nicht in der Menge vorhanden, in der er gebraucht wird. Was also tun, um mehr Ökostrom zu produzieren? Er wird mit Strom aus anderen Quellen gemixt – mit Hilfe des Massenbilanzverfahrens. Die Folge: Mehr Verbraucher können grünen Strom nutzen, die Nachfrage steigt, die Bereitschaft der Stromkonzerne, größere Investitionen in Ökoenergie zu tätigen, wächst. Der Anteil von grünem Strom am Strom-Mix nimmt dauerhaft zu – in Deutschland von 3,4 Prozent im Jahr 1990 auf 47 Prozent im Jahr 2022. Strom, der durch fossile Rohstoffe erzeugt wird, wird so zum Auslaufmodell.

Kunststoffe werden ökologischer

Eine ganz ähnliche Entwicklung ist für Kunststoffe auf pflanzlicher Basis und chemisch recycelte Kunststoffe geplant. Chemisch verarbeitet wird aus Pflanzenresten oder Kunststoff klimafreundlicheres Plastik und ersetzt Kunststoffe aus fossilem Erdöl. Damit aber diese neuen Kunststoffe Ihre Vorläufer auf Erdölbasis mittel- bis langfristig ersetzen, sind ganz wie beim Strom auch hier Massenbilanzverfahren notwendig.

Dabei treiben kritische Verbraucher die Entwicklung. Diese fordern verstärkt CO2-ärmere Produkte und Verpackungen. Da Kunststoffe in vielen Bereichen essenziell wichtig sind, ist die Industrie gefordert, umweltfreundlichere Lösungen zu entwickeln und deren Produktion auszuweiten. Noch übersteigt die Nachfrage nach pflanzenbasierten oder chemisch recycleten Kunststoffen das Angebot deutlich. Dass sich aber jetzt schon etwas ändert, zeigt der Marktanteil nachwachsender Kunststoffe, der stetig wächst. Das nova-Institut prognostiziert für den Zeitraum zwischen 2022 und 2027 weltweit ein Wachstum um fast 184 Prozent auf insgesamt 6,291 Millionen Tonnen

Wie funktioniert das Massenbilanzverfahren konkret?

Schon heute nutzen die Hersteller von Getränkekartons Kunststoffe aus erneuerbaren Quellen, teils aus segregierten, teils aus massenbilanzierten Quellen. Tetra Pak hat Verschlüsse und Beschichtungen aus reinen Biomassenprodukten aus dem pflanzlichen Grundstoff Zuckerrohr im Portfolio. SIG Combibloc und Elopak setzen bei Deckeln und Barrieren auf das Massenbilanzierungsverfahren und einen Mix mit pflanzenbasierten Kunststoffen. Dafür bestellen sie entsprechende Mengen dieser Kunststoffe bei ihren Produzenten.

Diese mischen die nachweisbar nachwachsenden Rohstoffe in ihren bewährten Anlagen und Produktionsprozessen mit fossilen Rohstoffen. Die gesamte Wertschöpfungskette der oben genannten Prozesse ist zertifiziert und nachweisbar – und spart im Vergleich mit rein fossilen Rohstoffen eine große Menge an CO2-Emissionen ein Dafür bürgen anerkannte Institute wie die International Sustainability and Carbon Certification, kurz ISCC, mit ihren Zertifikaten.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert