„Forderung nach Ausweitung des Pfandes ist absurd“

Das Pfand hilft nicht, den Trend zur Einweg-Plastikflasche zu stoppen. Auch die unverbindliche Zielquote zum Schutz von Mehrweg- und ökologisch vorteilhaften Einweggetränkeverpackungen (MövE) hat sich erwartungsgemäß als untauglich erwiesen und soll im Verpackungsgesetz gestrichen werden. Die Kritik kam prompt. Außer einer Abgabe wird mal wieder die Pfandpflicht für weitere Getränke gefordert.

Nach den aktuellsten Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) für das Jahr 2014 ist die MövE-Quote von 46,1% leicht gesunken. Mit einem Minus von 0,1% gegenüber dem Vorjahr fiel der Rückgang bei Wasser, Bier und Erfrischungsgetränken deutlich niedriger aus als in der Vergangenheit. Auch bei den von der amtlichen Statistik nicht erfassten Fruchtsäften und Nektaren hat sich der Abwärtstrend für Mehrweg und Getränkekartons verlangsamt und liegt ebenfalls bei rund 46% Marktanteil. Es ist absurd anzunehmen, dass ausgerechnet das Pfand, das seine Wirkungslosigkeit eindrucksvoll erwiesen hat, zur Erhöhung der Mehrwegquote bei Fruchtsäften beitragen kann.

Pfand auf Säfte würde den Trend zu PET-Einweg noch verstärken

Unterstützt wird diese Aussage von Jürgen Heinisch, der als geschäftsführender Gesellschafter der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM), im Auftrag des UBA, die Zahlen für die amtliche Statistik liefert. In einem Interview für den FKN-Report erklärt er:„Trotz Pfand sind die Quoten drastisch eingebrochen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dies ausgerechnet bei Saft anders verlaufen würde“. Er geht im Gegenteil davon aus, dass ein Pfand auf Säfte den Trend zur Plastikflasche noch verstärken würde. Jede zusätzliche Verpackung im DPG-Rücknahmesystem führe zu niedrigeren Kosten pro Verpackungseinheit. Je größer der Mengendurchsatz bei PET, desto eher können die Kosten des Pfandclearings durch Wertstofferlöse und Pfandschlupf aufgefangen werden. Heinisch: „Dies macht PET attraktiv. Nicht zu vergessen sind die eingesparten Lizenzentgelte für die dualen Systeme“.

Es würde vor allem kleine Abfüller treffen

Für viele Abfüller von Fruchtsäften bliebe eine Ausweitung des Pfandes nicht ohne Folgen: So decken acht Unternehmen mit einem Umsatz von jeweils über 100 Mio. Euro dreiviertel des Marktes ab. Dort dominiert PET-Einweg. „In den mittelgroßen Unternehmen spielt der Getränkekarton eine hervorgehobene Rolle, während Kleinabfüller bis 10 Mio. Jahresumsatz fast ausschließlich in Glas und hier vor allem in Mehrweg abfüllen“, erklärt Heinisch. Seine Prognose: Ein Pfand auf Saft und Nektar würde jene Abfüller treffen, die auf den Getränkekarton und Einweg-Glas setzen. Für viele kleine Abfüller sei PET-Einweg aufgrund der hohen Investitionskosten keine Alternative. Sie werden beim Getränkekarton und Mehrweg bleiben und Marktanteile verlieren. Mehrweg werde anfangs seinen Marktanteil halten können. Aber auf Dauer werde auch Mehrweg wieder unter Druck geraten.

Pfand auch auf Milch, Wein und Spirituosen?

Peter Meiwald, Berichterstatter der Grünen im Bundestag, scheinen diese vielfach vorgetragenen Hinweise von Marktforschern und Branchenvertretern nicht zu beeindrucken. Er will das Pfandsystem vor allem einfacher und „kundenfreundlicher“ machen. Unverständliche Ausnahmen für diverse Getränke müssten abgeschafft werden, so sein Credo. Wer allerdings konsistente Regelungen will, müsste dann außer Fruchtsäften auch Milch, Wein und Spirituosen bepfanden. Für die Ausnahmeregelungen gibt es aber auch weiterhin gute Gründe. Der Gesetzgeber hatte seinerzeit „Massengetränke“ im Fokus. Es ging um Bierdosen, die in der Landschaft herumlagen und nicht um Wein-, Schnapsflaschen oder Fruchtsaftflaschen, die mengenmäßig wenig ins Gewicht fallen. Littering ist hier kein Thema, da sie selten außer Haus konsumiert werden. Ob es die Verbraucher als besonders kundenfreundlich ansehen, auch diese Verpackungen im Laden abgeben zu müssen, darf bezweifelt werden.


Kontakt

Florian Lamp, Pressereferent FKN

Florian Lamp

Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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